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Nach 35 Jahren als ESG-Manager und einer Reise voller Höhen und Tiefen, schreibe ich heute diese Zeilen, um meinen Ausstieg aus dieser Beratungsbranche anzukündigen. Trotz der aktuellen Umstände (OMNIBUS), bin ich nicht verbittert – ich bin dankbar. Dankbar für die Chance, mehr als drei Jahrzehnte lang etwas bewegt zu haben, und dankbar dafür, dass ich mir heute erlauben kann zu sagen: Ich habe meinen Beitrag geleistet für #positivechange, jetzt ist es genug.

Vor 35 Jahren, hielt ich meine Diplomarbeit "Organisation des betrieblichen Umweltschutzes" in der Hand und startete meine Laufbahn als ESG - Manager. Damals gab es noch keine ESG - Ratings und keine Corporate Social Responsibility - Abteilungen, so wie heute. Es gab Menschen wie mich, die fest daran glaubten, dass Unternehmen Teil der Lösung und sein können, indem sie "enkelfähig" agieren. Und wir hatten recht. Ich durfte miterleben, wie aus kleinen Initiativen, große Strömungen wurden. Unternehmen, die heute Vorreiter in der Nachhaltigkeit sind, weil wir damals gemeinsam den Mut hatten die "tripple bottom line" zum Thema zu machen und dann entsprechend zu handeln.

Ich erinnere mich gerne an das erste Unternehmen, das ich begleiten durfte und welches noch heute für mich eine Ausnahmeerscheinung in Sachen Nachhaltigkeitsmanagement ist. Es waren Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, von unterschiedlicher Größe, klassische KMUs und Großkonzerne. In Summe waren es wohl so an die 100 Unternehmen, die ich begleiten durfte. Wenn ich mir die Unternehmen aktuell ansehe, so verfolgt die überwiegende Mehrheit noch immer die von uns entwickelten Programme. Wir haben gemeinsam Pionierarbeit geleistet bei der Etablierung von ESG. Das werte ich als meine Erfolge, das ist mein Vermächtnis.

Natürlich werde ich mich auch weiterhin für das Thema ESG einsetzen. Ich werde weiter meinen Lehrverpflichtungen nachgehen, ich werde Vorträge zu meinen Herzensthemen halten und Start Ups unterstützen, sowie NGOs, die sich für transformative Geschäfts- und Gesellschaftsmodelle engagieren. Das wird meine Berufung bleiben. 

Zugegeben, die ewigen Diskussionen mit Skeptikern haben mich natürlich auch ermüdet. Doch für jeden der Skeptiker gab es auch Unternehmer:innen, die Zukunftsfähigkeit verstanden haben. Ich bin auch enttäuscht, aber sicher nicht verbittert. Ich gehe, aber ich gebe #positivechange nicht auf. Für jeden Rückschlag gab es wiederum Erfolge und in Summe kann ich sagen: Die Bilanz stimmt. Aus einer Bewegung auszusteigen, die man von Beginn an begleitet hat, fällt mir nicht leicht. Aber es ist letztendlich doch auch befreiend, es zu tun. Ich kann wieder frei denken, ohne an GRI, CSRD, VSME, CSDDD, GHG, SDG etc. und daraus resultierende Compliance-Anforderungen berücksichtigen zu müssen. Ich darf wieder Idealist sein, ohne Rücksicht auf Termine, Pläne und Budgets nehmen zu müssen. Ich darf wieder Visionär sein, ohne sofort wieder an die morgigen Termine in der Beratung denken zu müssen. Ich ziehe mich mit Stolz zurück, mit Stolz auf alles, was wir gemeinsam bewegt haben.

Die Zukunft gehört jenen, die weitermachen. Die junge Generation an Berater:innen, die es in unserem Sinne fortsetzen und vielleicht auch besser machen werden, als wir. Die Unternehmer, die längst verstanden haben, worum es geht. Die Politiker, die Mut zur Veränderung haben und sich für die notwendigen Veränderungen stark machen.

An die jungen Kolleg:innen, die sich mit vollem Einsatz für eine bessere Welt engagieren, kämpft weiter, aber verliert euch nicht selbst dabei. Lasst euch nicht einreden, dass Kompromisse immer nötig sind. Manchmal ist es besser zu gehen, als sich biegen zu lassen.

An die Unternehmen: Hört auf mit den schönen Worten und fangt an mit den schweren Entscheidungen. Ihr wisst genau, was richtig ist. Ihr müsst es nur tun.

An alle anderen: Vergesst nicht, worum es eigentlich geht. Nicht um Ratings oder Reports. Es geht um unseren Planeten Erde und um unsere Zukunft als Menschen darauf.

Die Zukunft unseres Planeten und unserer Gesellschaft hängt nicht von Versprechungen und einer besseren ESG-Berichterstattung ab, sondern von einer grundlegenden Neukonzeption unserer Wertschöpfung, Erfolgsmessung und Fortschrittsdefinition. Diese Neukonzeption erfordert mutiges, systemisches Denken, das über das aktuelle ESG-Paradigma hinausgeht. 

Ich bin weiterhin zuversichtlich, dass ein solcher Wandel möglich ist, und freue mich darauf, neue Wege zu erkunden, um außerhalb der Grenzen der traditionellen Beratung dazu beizutragen.